Der «Bögliständer» – wie ein niederländischer Schlosser vor 80 Jahren ohne Absicht einen Designklassiker schuf

von | 25. Novem­ber 2019 | Fahr­rad­par­kier­sys­teme, Velopa

In den 1930er Jah­ren hat die Schweiz einen Velo­boom erlebt. Davon pro­fi­tierte die Zür­cher Firma Velopa. Heute ist das KMU der Markt­füh­rer für Velo­par­kier­an­la­gen und tüf­telt am Velo­stän­der der Zukunft.

Was der Rolls-Royce in der Welt der Auto­mo­bile ist, ist das Modell «Etage’2’plus» in der Sphäre der dop­pel­stö­cki­gen Velo­par­kier­an­la­gen. Zu die­sem Schluss muss kom­men, wer Clau­dio Ammann zuhört. Der Geschäfts­lei­ter der Velopa AG steht in der unter­ir­di­schen Velo­sta­tion Euro­pa­platz und demons­triert mit viel Ener­gie, wie man hier sein Velo verstaut.

Läs­sig zieht Ammann an einem schwar­zen Griff. Eine Metall­schiene senkt sich. Dank einem hydrau­lisch-pneu­ma­ti­schen Feder­sys­tem braucht es dafür keine grosse Anstren­gung. Das Velo ist dann rasch auf­ge­la­den, und – «hopp!» – mit etwas Schub schnellt die Schiene auch schon wie­der in die Höhe. «So ein­fach geht das.»

In der Velo­sta­tion unter dem Euro­pa­platz beim Haupt­bahn­hof gibt es 1600 sol­cher Abstell­plätze. Alle wur­den von Ammanns Firma gefer­tigt. Velopa besetzt erfolg­reich eine Nische. Die Firma ist heute die Markt­füh­re­rin für Velo­par­kier­an­la­gen in der Schweiz.

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Begon­nen hat die Geschichte des klei­nen Metall­un­ter­neh­mens vor genau acht­zig Jah­ren in der Stadt Zürich. Damals grün­dete ein nie­der­län­di­scher Schlos­ser die Velopa GmbH. Der fin­dige Ein­wan­de­rer hiess Groe­nendal. Viel mehr als sein Nach­name ist heute nicht mehr bekannt.

Was jedoch blieb, ist seine erste Ent­wick­lung: der soge­nannte Bög­listän­der. Dabei han­delt es sich um den heute wohl am wei­tes­ten ver­brei­te­ten Velo­stän­der der Schweiz – quasi ein simp­les Vor­gän­ger­mo­dell von «Etage’2’plus». Die ein­fa­chen Hal­te­klam­mern aus gebo­ge­nem, ver­zink­tem Stahl fin­den sich bei unzäh­li­gen Schul­häu­sern, Fir­men­sit­zen und Bahn­hö­fen, quer durch das ganze Land, von Genf bis nach Rorschach.

Ein findiger Gründer

Noch heute ver­kauft Velopa jähr­lich Tau­sende von Bög­listän­dern. «Es ist unser Long- und Best­sel­ler», sagt Geschäfts­lei­ter Ammann. Das Pro­dukt sei robust, wet­ter­be­stän­dig und erfülle sei­nen Zweck. «Wir lie­ben es.» Was Ammann beson­ders gefällt: Der heu­tige Kult­ge­gen­stand sei ganz aus der Pra­xis ent­stan­den. Kein Indus­trie­de­si­gner habe daran mit­ge­ar­bei­tet. «Erst über die Jahre ent­wi­ckelte er sich lang­sam zum Klassiker.»

1939, als der erste Bög­listän­der ver­kauft wurde, erleb­ten Zürich und das ganze Land einen Velo­boom. Die Fahr­rad­dichte in der Schweiz war damals nach jener in den Nie­der­lan­den, Däne­mark und Schwe­den die höchste Euro­pas. Das machte sich Groe­nendal, der Velopa-Grün­der, zunutze. Er hatte einen guten Rie­cher; viel­leicht auch wegen Erfah­run­gen in sei­nem Hei­mat­land. Städte und Gemein­den muss­ten Par­kier­mög­lich­kei­ten für das auf­stre­bende Ver­kehrs­mit­tel zur Ver­fü­gung stel­len. Velopa lie­ferte – und die Firma tut dies bis heute. Weit über eine Mil­lion Velo­park­plätze im In- und Aus­land gehen auf ihr Konto.

Der Bög­listän­der wird noch heute zu 100 Pro­zent in der Schweiz her­ge­stellt. «Das ist ein Bekennt­nis zu unse­rem Indus­trie­stand­ort», sagt Ammann. In der Stadt Zürich ist die Pro­duk­tion mitt­ler­weile aber nicht mehr ange­sie­delt. 2001 ver­la­gerte Velopa ihren Haupt­sitz nach Sprei­ten­bach. «In Zürich wur­den die Per­so­nal­kos­ten und Qua­drat­me­ter­preise zu hoch», erklärt der Geschäftsleiter.

Rund fünf­zig Mit­ar­bei­ter beschäf­tigt das Unter­neh­men. Neben Velo­par­kier­an­la­gen stellt es Pol­ler, Unter­stände und sons­ti­ges «Stadt­mo­bi­liar» für den öffent­li­chen Raum her. Das ver­bin­dende Ele­ment ist Metall. Bei fast allen Velopa-Pro­duk­ten han­delt es sich um Gegen­stände, die im öffent­li­chen Raum all­ge­gen­wär­tig sind und doch oft wenig Beach­tung erhal­ten. Dazu gehö­ren etwa auch die iko­ni­sche drei­eckige Auto­park­platz­sperre «Autopa» oder der Velo-Anlehn­bü­gel «Yver­don».

Digitalisierte Veloständer

Vor fünf Jah­ren über­nahm Clau­dio Ammann die Füh­rung des Tra­di­ti­ons­be­triebs. «Wir sind ein klas­si­sches KMU», sagt er. Er schätze die über­schau­ba­ren Struk­tu­ren und kur­zen Ent­schei­dungs­wege. «Was wir tun, ist hand­fest.» Zuvor war der Betriebs­wirt zwan­zig Jahre lang im glo­ba­len Kon­zern­um­feld für Sony tätig, zuletzt als Chef von Sony Schweiz und Öster­reich. Bei Velopa führte er ver­zet­telte Betriebs­zweige zusam­men und ver­stärkte das Mar­ke­ting. Offen­bar mit Erfolg: Laut Ammann stei­gen die Umsätze und Gewinne. «Ins­ge­samt haben wir eine sehr gute Stel­lung im Markt.»

Auf den Lor­bee­ren aus­ru­hen kann sich die Firma aber nicht. Nur auf die Bög­listän­der zu ver­trauen, ist kein nach­hal­ti­ges Geschäfts­mo­dell. «Wir müs­sen uns lau­fend wei­ter­ent­wi­ckeln und uns den Bedürf­nis­sen des Markts anpas­sen», sagt Ammann.

Längst gehö­ren nicht mehr nur Gemein­den zur Kund­schaft, son­dern min­des­tens in glei­chem Masse auch Pri­vat­per­so­nen und Unter­neh­men. Unweit von der Velo­sta­tion am HB ent­steht unter einem Neu­bau an der Euro­pa­al­lee eine pri­vate Par­kier­an­lage mit fast 600 Plät­zen, die Velopa erstel­len darf. Noch etwas wei­ter ent­fernt hat Google im Erd­ge­schoss für jeder­mann ein­seh­bar einen luxu­riö­sen Velo­raum mit spe­zi­el­len Dreh­ve­lo­stän­dern ein­ge­rich­tet. Es ist das Modell «Karus­sell Par­ker Pro» von Velopa. Zwölf Räder kön­nen gleich­zei­tig daran auf­ge­hängt werden.

Stark beschäf­tigt Ammann und sein Unter­neh­men die Digi­ta­li­sie­rung. Längst arbei­ten nicht mehr bloss Metall­ar­bei­ter für Velopa, son­dern auch Infor­ma­ti­ker. Die Firma ent­wi­ckelt neue Velo­park­plätze, die per App reser­viert und ver­rie­gelt wer­den kön­nen. E‑Bikes las­sen sich dort direkt mit Strom versorgen.

«Die Digi­ta­li­sie­rung schafft ganz neue, span­nende Mög­lich­kei­ten», sagt Ammann. In Ent­wick­lung sei etwa auch eine neue Gene­ra­tion von smar­ten, solar­be­trie­be­nen Park­bän­ken mit Dis­play, USB-Anschlüs­sen und WLAN-Ver­bin­dung. Von Städ­ten wie Zürich wün­sche er sich etwas mehr Mut, in sol­che Pro­dukte zu inves­tie­ren – «vor allem, wenn sie wirk­lich Smart Cities sein wollen».

Gegen Wildparkierer

Ammann blickt in eine rosige Zukunft. Städte wie Zürich erle­ben heute wie­der einen Velo­boom. Der Anteil der Fahr­rä­der am Gesamt­ver­kehr steigt ste­tig. «Irgendwo müs­sen die vie­len Velos par­kie­ren», sagt Ammann. Die Städte seien inter­es­siert daran, Ord­nung zu halten.

Als «Ärger­nis» bezeich­net der Geschäfts­lei­ter die vie­len wild par­kier­ten Velos in Zürich. «Da sollte man stär­ker ein­grei­fen», sagt er. Das­selbe gelte für die auf­kom­men­den E‑Trottinette. Bei den Autos gebe es schliess­lich auch kei­nen Par­kier­wild­wuchs. Natür­lich spie­len bei die­sen Aus­sa­gen Eigen­in­ter­es­sen mit. Selbst­re­dend bie­tet Velopa auch für Trot­ti­nette Par­kier­sta­tio­nen an.

Text Daniel Fritz­sche, Quelle NZZ

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